200 Gäste feiern beim Sommerempfang der Hochschule
Albstadt/Sigmaringen. Unter dem Motto „Textil: Innovativ in die Zukunft“ hat die Hochschule Albstadt-Sigmaringen am Dienstag in der Ebinger Festhalle ihren diesjährigen Sommerempfang gefeiert. Rund 200 Gäste verfolgten während des offiziellen Teils eine spannende Podiumsdiskussion mit dem Modeunternehmer und Designer Thomas Rath. Auf dem Programm standen außerdem die Verabschiedungen langjähriger Professorinnen und Professoren, die Ehrung verdienter Lehrbeauftragter sowie die Auszeichnung von Studierenden, die dieses Jahr ein Stipendium der Philipp-Matthäus-Hahn-Stiftung erhalten haben. (Zum separaten Bericht zu den Verabschiedungen und Ehrungen geht es hier.)
Rektorin Dr. Ingeborg Mühldorfer und Antje Schärer, Beauftragte des Fördervereins, begrüßten die Gäste und erklärten, warum der thematische Schwerpunkt des Empfangs in diesem Jahr auf Textilien lag: „Textil- und Bekleidungstechnik war vor 52 Jahren einer der Gründungsstudiengänge unserer Hochschule“, sagte Ingeborg Mühldorfer und wies darauf hin, dass die Sommerempfänge in Zukunft stets einen inhaltlichen Fokus haben sollen, der auf dem Studienangebot und Forschungsspektrum der Hochschule fußt.
Podiumsdiskussion zu Zukunftsfragen in der Textilbranche
Um die wichtigen Zukunftsfragen in der Textilbranche ging es dann auch in der Podiumsdiskussion, die von der Hochschulratsvorsitzenden Andrea Verpoorten moderiert wurde. Als Gäste hatte die Hochschule Thomas Rath, Martina Bandte, Präsidentin des Branchenverbands Gesamtmasche und Geschäftsführerin des Unterwäschelabels Nina von C., und Katharina Pfeffer, Absolventin der Hochschule und heute Product Managerin beim Modelabel Mey, gewinnen können. Thomas Rath ist vielen neben seinen Tätigkeiten in der Modebranche auch aus den TV-Formaten „Germany’s next Topmodel“ und „Let’s dance“ bekannt. Mit den weiteren Teilnehmenden Prof. Marina Baum, Prof. Sven Gerhards und dem Absolventen Mark Zenzinger ging es in der Diskussion um den Textil- und Modestandort Deutschland und die Herausforderungen, die der enorme Fachkräftemangel, hohe Energiekosten und Anforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit sich bringen.
„Ich selbst produziere noch meine Erstlinie unter dem Namen ,Thomas Rath‘ in Deutschland, aber das geht heute nur noch im teuren Segment“, sagte Thomas Rath. Für die eine Million Kleidungsstücke, die er jährlich nach eigenen Angaben unter seinem Label ‚Thom by Thomas Rath‘ über einen Teleshoppingkanal absetzt, fehlten in Deutschland aber schlicht und ergreifend die Kapazitäten: „Es gibt weder auch nur annähernd genug Näherinnen noch geeignete Flächen.“ Er appellierte daran, beim Kleiderkauf auf Klasse statt Masse zu setzen und äußerte den Wunsch, wieder mehr inhabergeführte Boutiquen in kleineren Städten zu etablieren.
Sven Gerhards äußerte sich ebenfalls kritisch zum Thema Massenware und brachte den Lösungsvorschlag ein, „nur noch das zu produzieren, was auch wirklich gebraucht wird“. Ansätze für solche Konzepte seien bereits vorhanden, aber noch nicht in der Breite angekommen. Marina Baum ergänzte, dass es nicht nachhaltig sei, Kleidung zunächst unter hohem Ressourceneinsatz zu produzieren, um anschließend beispielsweise eine Jeans aus modischen Erwägungen wieder zu durchlöchern oder gar energieintensiv mit Steinen zu waschen, um den gewünschten „used look“ zu erzielen.
„Wir müssen die Balance wahren“, sagte Martina Bandte. „Wir brauchen nachhaltig produzierte Mode in vor allem langlebiger Qualität und sollten den Gewinn nicht nur über die Masse machen müssen – aber dann dürfen die vom Gesetzgeber auferlegten Hürden auch nicht so hoch sein.“ Sie erklärte außerdem, dass sich viele Menschen keine Kleidung mehr aus dem hohen bis sehr hohen Preissegment leisten könnten, „die Leute haben einfach das Geld nicht“. Hier gelte es, den passenden Mittelweg zwischen Produktionsbedingungen, Nachhaltigkeit und Preisgestaltung zu finden.
Ausstellung und Imbiss runden den Sommerempfang ab
Der Studiengang Textil- und Bekleidungstechnologie hatte eine Ausstellung mit Exponaten aus Forschungs- und Industrieprojekten organisiert, in der sich die Gäste über die vielfältigen und heute schier grenzenlosen Möglichkeiten im Bereich (Funktions-) Textilien informieren konnten. Im Anschluss an den offiziellen Teil waren die Gäste außerdem zu einem Imbiss und Getränken eingeladen. Musikalisch begleitet wurde der Empfang von der Band Jazzmatics.