Alumni Interview mit Dr. Marbod Weber
Dr. Marbod Weber hat an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Pharmatechnik (Bachelor) und im Anschluss Biomedical Sciences (Master) studiert. In diesem Jahr hat er seine Promotion an der Universität Tübingen sehr erfolgreich abgeschlossen. Im Interview hat er uns erzählt, welche Kompetenzen aus dem Studium ihm besonders weitergeholfen haben und welche berufliche Karriere er eingeschlagen hat.
Lieber Marbod, herzlichen Glückwunsch zu Promotion!
- Das Thema deiner Doktorarbeit lautete „Einsatz humaner Stammzellen in der kardialen und osteogenen Geweberegeneration“. Was hast du hier erforscht und was war besonders spannend für dich?
Vielen Dank für die Glückwünsche.
Der Fokus meiner Arbeit lag auf der Erforschung eines kardialen Gewebeersatzes, der z.B. in Folge eines Myokardinfarktes zukünftig zum Einsatz kommen könnte. Hierfür wurde zunächst ein Protokoll zur Generierung von induzierten pluripotenten Stammzellen aus renalen Epithelzellen mit Hilfe einer selbstreplizierenden RNA etabliert. Anschließend wurden diese zu Kardiomyozyten differenziert und mit einer neuartigen Wasserstrahl-basierten Injektionsmethode ex-vivo in Schweineherzen injiziert. In einem weiteren Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Tübingen durchgeführt wurde, ging es darum, mit mesenchymalen Stammzellen besiedelte Knochenersatzkonstrukte auf ihre Verträglichkeit mit Blut zu untersuchen.
Besonders spannend war neben dem breiten methodischen Spektrum (von der Plasmidvermehrung in Bakterien, über die Reprogrammierung, Kultivierung und Differenzierung von Stammzellen, bis hin zur Anwendung von Medizintechnik-Prototypen), das Arbeiten an doch sehr konkreten und anwendungsorientierten Projekten.
- Welche Kompetenzen, die du dir im BMS Studium angeeignet hast, haben dir bei der Promotion besonders weitergeholfen?
Neben sehr vielen theoretischen Kenntnissen aus nahezu allen Modulen des Masterstudiums, haben mir vor allem Kompetenzen aus den Praktika wie z.B. das strukturierte Arbeiten und die Organisation im Labor den Einstieg und den Arbeitsalltag wesentlich erleichtert. Auch von vielen Modulbestandteilen, die mir während des Studiums zunächst als sehr lästig erschienen (wie z.B. die vielen Präsentationen), konnte ich während der Promotion profitieren. Spätestens beim Schreiben der Dissertation war ich außerdem sehr froh, dass wir im Bachelor eine sehr ausführliche Vorlesung zu den MS Office-Anwendungen Word und Excel hatten. Das hat mir sehr viel Zeit und Nerven erspart!
- Du arbeitest bereits seit über einem Jahr bei der Firma HOT Screen GmbH in Reutlingen. In welchem Bereich bist du hier tätig?
Die Firma HOT Screen GmbH ist ein Auftragsforschungsunternehmen, das seit ca. 25 Jahren im Bereich der Wirkstoffcharakterisierung in komplexen Vollblut-basierten Zellkulturmodellen tätig ist. Der Fokus liegt hier insbesondere darauf, ein möglichst vollständiges Bild aller Interaktionen der Substanzen mit den Immunzellen, aber auch mit gelösten Blutbestandteilen abzubilden. Ich selbst arbeite in den noch recht jungen Bereichen der Materialforschung und des Wirkstoffscreenings. Im Bereich der Materialforschung untersuchen wir blutkontaktierende Medizinprodukte sowie Ausgangsmaterialien auf deren Immunogenität. Im Bereich des Wirkstoffscreenings suchen wir mit Hilfe eines neuartigen Screeningansatzes nach bisher unbekannten biologisch aktiven Substanzen.
- Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen?
Mein Arbeitsalltag besteht darin, Angebote für Kunden zu erstellen und im engen Kontakt mit diesen die Versuche zu planen. Anschließend bin ich für die Durchführung, Auswertung sowie die Erstellung von Ergebnisreports zuständig. Besonders daran gefällt mir, dass ich hierbei im Austausch mit anderen Wissenschaftlern stehe, Forschungsgebiete von anderen Firmen kennenlerne und auch nach über einem Jahr jeden Tag noch neue interessante Dinge aus dem Bereich der Immunologie dazulernen kann.
- Welchen Ratschlag würdest du unseren aktuellen BMS Studierenden mit auf den Weg geben?
Die zwei Semester und vor allem die Masterarbeit dazu zu nutzen, um herauszufinden, ob eine Promotion oder der direkte Einstieg in der Industrie (mit jeweils all seinen Vor- und Nachteilen) der richtige Weg für einen nach dem Master ist. Bei Fragen zur Promotion können sich die BMS Studierenden gerne auch bei mir melden.
- Vielen Dank für das spannende und sehr nette Interview!