Alumni Interview mit Marco Steier
Marco Steier hat 2019 sein Biomedical Sciences Studium an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen sehr erfolgreich abgeschlossen. Im Interview hat er uns von seinem Job in einem Industrieunternehmen erzählt und warum er nun eine Doktorarbeit begonnen hat.
Lieber Marco, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein kleines Alumni Interview nimmst.
- Nach deinem Biomedical Sciences Masterstudium an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen bist du direkt erfolgreich bei der Firma PEPperPRINT GmbH in Heidelberg eingestiegen. Wie lief der Bewerbungsprozess damals ab?
Ich habe im Internet auf verschiedenen Seiten nach Stellenausschreibungen geschaut - hauptsächlich Indeed und Jobvector. Zusätzlich habe ich bei ein paar namhaften Firmen direkt auf deren Homepages und Karriereportalen gesucht. Dann habe ich meine Bewerbungsunterlagen an die jeweiligen Verantwortlichen per Mail geschickt oder auf einem Karriereportal hochgeladen. Meistens kam dann eine E-Mail zurück. Entweder wurde ein Gespräch (Telefon oder online) vereinbart oder mir eine Absage erteilt. Bei PEPperPRINT wurde ich zu einem persönlichen Gespräch eingeladen und konnte dort überzeugen.
- Welche Position hast du eingenommen bzw. was waren deine Aufgaben?
Ich wurde als Biologe im Service Department eingestellt. Wir waren zu dritt (alle M. Sc.) einem Scientist unterstellt und durften die Peptide Microarray Daten aus unserem Labor auswerten. Dazu wurden die Fluoreszenzwerte ausgelesen, die Daten in Excel Tabellen aufgearbeitet und dann in einem wissenschaftlichen Report in PowerPoint zusammengefasst. Alles schön formatiert, versteht sich. Die Daten stammten in der Regel aus Kundenprojekten von Kunden aus der ganzen Welt. Firmen wie Roche, Novartis, Moderna und Biontech waren keine Seltenheit. Während meine Kollegen auch im Labor eingelernt wurden (als Backup), habe ich nur Datenauswertung gemacht. Zusätzlich habe ich mich um den Probeneingang gekümmert. Das war meistens „lustig“, weil man nie wusste, was in dem Paket drin ist und wie es beschriftet wurde. Das Ü-Ei von FedEX :-)
- Welche Fähigkeiten, die du im Studium erlernt hast, haben dir bei der Arbeit besonders weitergeholfen?
Die Vorlesungen von Prof. Stoll zum Thema Microarrays haben mir sehr geholfen. Auf einer Folie wurde PEPperPRINT damals sogar erwähnt. Weiterhin waren meine erlernten Excel und PP Kenntnisse hilfreich. Zusätzlich waren mir Berge an Daten (Bilder und Fluoreszenzwerte) durch meine Master Thesis nicht mehr fremd, was mir geholfen hat, (meistens) den Überblick zu behalten. Wäre ich auch als Backup für unseren TA eingelernt worden, hätten mir die zahlreichen Praktika sicherlich auch weitergeholfen.
- Du hast vor Kurzem mit deiner Doktorarbeit an der Uniklinik Heidelberg begonnen. Warum hast du dich nun für eine Doktorarbeit entschieden?
Ich wusste eigentlich schon nach der Bachelorarbeit, dass ich promovieren möchte. Ich gehöre ins Labor. Ich kann so viel mehr und darf das endlich zeigen. Ich würde mich als sehr kreativ beschreiben und bis zur Rente Daten für andere Wissenschaftler auszuwerten und die in genau vorgegebenen Formaten darzustellen, ist alles andere als kreativ. Ich war unglücklich. Der Umweg in die Industrie war ein notwendiger Schritt (gesundheitliche und finanzielle Gründe haben damals eine Rolle gespielt). Jetzt geht es weiter in die richtige Richtung: PhD, Postdoc, Arbeitsgruppenleiter, Professor... hahaha ...vielleicht zieht es mich aber auch wieder in die Industrie, dann aber Forschung und kein Service.
- Was wirst du in deiner Doktorarbeit erforschen?
Beworben habe ich mich auf eine sehr „wet lab intensive“ Stelle in der Kardiologie an der Uniklinik Heidelberg. Es soll ein herzspezifisches Protein näher untersucht werden, da keiner genau weiß, warum es da ist und was es genau macht (d.h. Knockout Mausmodelle, Zellkultur, Überexpression des Proteins und schauen, was passiert).
Aufgrund meiner Erfahrung mit großen Datenmengen (Q-FISH ich verfluche dich!) und meiner Affinität zur Bioinformatik habe ich erstmal ein anderes Projekt bekommen. Es geht um die Vorher- und Nachher-Untersuchung von diversen Mausmodellen, bei denen kardiovaskulärer Stress induziert wurde. Es sollen die verschiedensten Omics (bis runter zur einzelnen Zelle mithilfe von spatial transcriptomics und single cell sequencing) bioinformatisch näher betrachtet werden. Auch sehr interessant. Ich hoffe, dass ich beide Projekte irgendwie unter einen Hut bekomme, damit ich so viele Methoden wie möglich erlernen kann und für später sehr breit aufgestellt bin.
- Welche Tipps würdest du unseren BMS Absolventen mit auf den Weg geben?
Helft euch gegenseitig. Die besten Klausuren (notentechnisch) waren für mich die, bei denen ich mit einer kleinen Gruppe von Leuten gelernt hatte und den anderen was beigebracht habe. Klar, habe ich den Stoff davor daheim selber durchgearbeitet. Aber es dann nochmal jemand beizubringen, hat es praktisch im Gedächtnis zementiert.
Für diejenigen, die mit Bioinformatik, Statistik und R nichts anfangen können: Ich würde meinem 5 Jahre jüngeren Ich gerne sagen, dass es ziemlich nützlich wäre, wenn es jetzt besser aufpassen würde. Trotz Affinität zum Programmieren wünsche ich mir, dass ich etwas mehr als die Basics draufhätte. Auch bei meiner Arbeit bei PEPperPRINT habe ich kleinere Scripts geschrieben, z.B. um das Ausschneiden von Bildern zu automatisieren. Eine neue Kollegin hat mir dann gezeigt, wie es eleganter geht und so die Zeit nochmal halbiert.
Nach dem Abschluss des Studiums: Macht das, worauf ihr Bock habt! Manchmal hat man keine Wahl, aber habt keine Angst, einen Karrierewechsel zu vollziehen. Das Leben ist zu kurz, um morgens keine Lust zu haben aufzustehen.
- Vielen Dank für das sehr nette und offene Interview!