Angehende Betriebswirte entwickeln Ideen für soziale und nachhaltige Projekte
Albstadt/Sigmaringen. Ein Mehrgenerationenhaus in einer kleinen Gemeinde auf dem Land, ein Leihsystem für Elektroroller und die Frage, wie die Bekanntheit einer Tourismusgesellschaft am Bodensee gesteigert werden kann: In der Lehrveranstaltung „Projekte Change Management“ von Prof. Dr. Uwe Sachse geht es nicht nur praktisch zu, sondern auch wirklichkeitsnah – denn die Themen, die seine BWL-Studierenden im sechsten Semester bearbeiten, basieren auf realen Fragestellungen.
Doch dem Professor an der Fakultät Business Science and Management an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen geht es um mehr als um Wirtschaftlichkeitsrechnungen und Businesspläne. „Die BWL kann auch einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und muss das meiner Meinung nach zunehmend in den Blick nehmen“, sagt er. „Gründen bedeutet mehr als wirtschaftlichen Erfolg zu haben.“ Das Stichwort lautet Social Entrepreneurship: soziales Unternehmertum. Betätigungsfelder gibt es reichlich – in der Bildung, im Umweltschutz, in der Armutsbekämpfung oder in der Inklusion.
Auf der Suche nach einem geeigneten Partner für ein solches Projekt stieß Uwe Sachse bei Bernd Gombold auf offene Ohren. Der Bürgermeister von Inzigkofen im Landkreis Sigmaringen hat in seiner Gemeinde bereits vor mehreren Jahren einen Prozess angestoßen, in dem systematisch die Bedürfnisse heutiger und künftiger Senioren analysiert wurden. Ein Ergebnis war die Einstellung einer Seniorenbeauftragten. Seit gut einem Jahr organisiert Heidi Susanne Rzepka in Inzigkofen unter anderem Begegnungsangebote und Ausflüge für Senioren und steht als Ansprechpartnerin für alle Belange älterer Menschen in der Gemeinde zur Verfügung.
„Diese Ausgangslage war für uns ideal“, sagt Prof. Uwe Sachse. Ursprünglich lautete die Aufgabe für seine Studierenden denn auch, ein Konzept für ein Mehrgenerationencafé zu erstellen. Doch sie wollten mehr: „Aus dem Café wurde schnell ein – natürlich fiktives – Mehrgenerationenhaus, in dem mehrere Generationen unter einem Dach leben, verschiedene Angebote in Anspruch nehmen und sich gegenseitig unterstützen können.“ Ende Juni waren Bernd Gombold und eine Gruppe Inzigkofer Senioren zu Gast an der Hochschule und ließen sich die unterschiedlichen Konzepte vorstellen, die allesamt großen Anklang fanden.
Eine andere Gruppe kümmerte sich um die Frage, wie die Bekanntheit von „Echt Bodensee“ erhöht werden kann. Die Studierenden überraschten mit einer besonders kreativen Präsentation, in der sie eine Vorstandssitzung simulierten – am Ende natürlich mit handfesten Ergebnissen. Ebenfalls äußerst überzeugend waren die Studierenden, die ein tragfähiges Konzept für ein E-Scooter-Sharing in Sigmaringen aufgesetzt haben – Bau eines ersten Prototypen für eine Lade- und Ausleihstation inklusive.
„Es ist toll, welche Ideen herauskommen, wenn man unsere Studierenden gewissermaßen auf die Realität loslässt“, sagt der Professor. Und wer wirklich ein Start-up gründen will, erhält vor Ort in der Hochschule auch gleich jede erdenkliche Unterstützung – von der School of Entrepreneurship, die von Uwe Sachse geleitet wird.