Bürgermeister informieren sich an Hochschule über Cyberbedrohungen
Albstadt/Sigmaringen. Zahlreiche Cyberangriffe auf Kommunen, Institutionen und Unternehmen haben landauf, landab das Bewusstsein für Gefahren aus dem Netz geschärft; auch in den Rathäusern der Region ist längst angekommen, welche Tragweite eine solche Attacke haben kann: Werden beispielsweise ganze Datensätze verschlüsselt oder können keine E-Mails mehr verschickt werden, wird eine Behörde schnell handlungsunfähig und muss gegebenenfalls obendrein auf Lösegeldforderungen reagieren. Aus diesem Grund haben sich zwölf Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Zollernalbkreis sowie mehrere Vertreter des Landratsamts auf Initiative von Landrat Günther-Martin Pauli an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen über mögliche Gefährdungen ihrer kommunalen IT-Sicherheit, Präventionsmöglichkeiten und adäquate Gegenmaßnahmen informiert.
Nachdem Rektorin Dr. Ingeborg Mühldorfer die Hochschule und deren Studiengänge, (Forschungs-) Schwerpunkte sowie Möglichkeiten für Kooperationen auch mit Kommunen vorgestellt hatte, sprach Prof. Holger Morgenstern, Dekan der Fakultät Informatik, über die aktuelle Cyberbedrohungslage sowie die häufigsten Einfallstore für Cyberkriminelle und hier insbesondere über Trojaner, die schlimmstenfalls alle Dateien verschlüsseln. „Jedes zehnte Unternehmen in Deutschland ist im vergangenen Jahr Opfer von Cyberangriffen geworden“, sagte er. „Wir müssen hier dringend handeln, und das Problem macht auch vor der öffentlichen Verwaltung nicht Halt.“ Die Hochschule bietet die passenden – auch berufsbegleitenden – Studiengänge an, in denen die gefragten Fachkräfte für die Abwehr von Cyberangriffen bzw. deren Verfolgung ausgebildet werden – unter anderem IT Security oder Digitale Forensik.
Abschließend stellten die Professoren Dr. Bernhard Jungk und Dr. Martin Rieger anschaulich dar, wie vergleichsweise einfach sich Kriminelle Zugang zu Netzwerken verschaffen oder Passwörter knacken können und dass die „größte Bedrohung zwei Beine hat“ – denn in den meisten Fällen sind es Mitarbeitende, die Angriffe beispielsweise durch das Anklicken eines schadhaften Links in einer E-Mail erst ermöglichen. Da aber gerade Behörden wegen ihrer Aufgaben in der kommunalen Daseinsvorsorge zur kritischen Infrastruktur zählen, müsse ein besonderes Augenmerk auf Prävention gelegt werden, sagte Martin Rieger. „Es ist zudem unbedingt erforderlich, die rein technischen Aspekte der Gesamtproblematik stärker mit Psychologie zusammenzuführen“, sagte Holger Morgenstern. Um dem Rechnung zu tragen, ergänzt seit zwei Jahren der Cyberpsychologe Prof. Dr. Stefan Sütterlin das Lehrangebot der Informatik-Fakultät.