Gesündere Essenswahl – wie geht das?
Gesunde Essenswahl leicht gemacht! Inwieweit dies gelingen kann, zeigte das Modellprojekt „Smarter Lunchrooms – Praxistest in einer Schul- und Hochschulmensa“, dessen Ergebnisse die Projektbeteiligten am 26. Februar 2018 in der Mensa Martinsried des Studentenwerks München vorstellten.
Hintergrund des Projekts sind verhaltensökonomische Forschungen, die eine gesundheitsförderliche Speisenauswahl unterstützen sollen. Die in anderen Ländern bereits erprobten und wissenschaftlich begleiteten Empfehlungen zu Smarter-Lunchrooms-Maßnahmen stehen bislang in Deutschland zur Diskussion, sind aber noch kaum im Einsatz. So entstand das Kooperationsprojekt zwischen dem Kompetenzzentrum für Ernährung - KErn, Hochschule Albstadt-Sigmaringen und der Techniker Krankenkasse, die das Projekt auch finanzierte. Das Modellprojekt nutzte die Erkenntnisse der verhaltensökonomischen Forschung. Vereinfacht gesagt, basieren sie darauf, dass durchautomatisierte, unbewusste Prozesse das Verhalten in komplexen Entscheidungssituationen steuern. Solche Entscheidungssituationen treten beispielsweise bei der Auswahl von Speisen in Betrieben der Gemeinschaftsverpflegung auf. Doch wie lassen sich Essensgäste zu einer gesunden Essenswahl animieren? Das Projekt zeigte, dass bereits einfache, meist kostengünstige Mittel ausreichen, um Essensgäste durchaus zu einer „gesünderen“ Wahl anzustubsen – was in der Fachsprache als „Nudging“ bekannt ist.
Unter dem Stichworten "nudging“, „choice architecture“ und „smarter lunchrooms" testeten die Küchenteams der Mensa Martinsried des Studentenwerks München und der Schulmensa des Christoph-Probst-Gymnasiums in Gilching verschiedene Maßnahmen. So veränderten die Küchenmitarbeiter beispielsweise die Platzierung und Präsentation der Speisen, ohne dabei jedoch das Angebot der Mensen zu modifizieren. Dies betraf unter adnerem den Kassenbereich, wo Süßigkeiten nicht mehr im Vordergrund standen oder schlechter sichtbar waren. Gesunde Alternativen wie Obst rückten ins Blickfeld. Vollkornprodukte kennzeichneten die Mensabeschäftigten grün oder mit Smileys. Ebenso wollten die Projektbeteiligten den Wasserkonsum erhöhen. Dazu stellten sie unter anderem Mineralwasserflaschen prominent an verschiedenen Stationen der Essensausgabe und an der Kasse auf.
Die Praxisbeispiele zeigten, dass der Nudging-Ansatz zur sanften Entscheidungslenkung prinzipiell eine gesunde Speisenauswahl fördern kann. So stieg beispielsweise in der Hochschulmensa der Anteil des veganen, beziehungsweise vegetarischen, Hauptgerichts langfristig, das heißt nach knapp einem Jahr, um 10,1 Prozent. Der Anteil der Studierenden, die Salat als Beilage wählten, erhöhte sich um 4,7 Prozent. Zudem lag der Obstkonsum, auch nach einem längeren Beobachtungszeitraum, um 2 Prozent über dem Ausgangswert.
Nudging ergänzt damit die bisherigen Interventionsansätze zur Modifikation des Ernährungsverhaltens. Es bestätigte sich, dass Empfehlungen für nudges situationsspezifisch gegeben sein müssen. Für die praktische Umsetzung von nudging sollten Betriebe der Gemeinschaftsverpflegung erfolgreich getestete nudges ziel- und kontextspezifisch wählen. Diese können Küchenteams für ihre jeweilige Gegebenheit abstimmen. Zudem empfiehlt es sich, deren Wirkung bezüglich des angestrebten Ziels zu überprüfen.
Aus den Modellprojekten entstehen zwei Broschüren, die auf der Homepage des KErn veröffentlicht sind.
Die Broschüren stehen unter folgendem link:
Ansprechpartnerinnen:
Prof. Dr. Gertrud Winkler | Christine Röger - Projektleitung |