KI-Brille erleichtert blinden und sehbehinderten Menschen den Alltag
Albstadt/Sigmaringen. Informatik-Studierende der Hochschule Albstadt-Sigmaringen haben eine KI-Brille entwickelt, die sehbehinderten und blinden Menschen den Alltag erheblich erleichtern soll. Mithilfe von künstlicher Intelligenz erkennt die Brille Hindernisse und kann unter anderem die Umgebung beschreiben oder ganze Texte vorlesen.
Tanja Becker, Fabian Sichert, Linus Schinke, Duc Lan Do und Raphael Rundo studieren im fünften Semester Technische Informatik, Wirtschaftsinformatik beziehungsweise IT Security und wurden für diese Projektarbeit von Prof. Dr. Ezzeddine Laourine betreut, von dem auch die Idee stammt. „Im Prinzip haben wir einen Grundgedanken aus dem autonomen Fahren aufgegriffen“, erklärt er. „Was da funktioniert, kann natürlich auch in diesem viel kleineren Rahmen funktionieren.“
Die Studierenden statteten die Brille mit verschiedenen Sensoren, Kameras und einem kleinen Lautsprecher aus. „Die Daten, die die Brille sammelt, werden per Bluetooth aufs Handy oder den PC übertragen“, erklärt Ezzeddine Laourine. „Die Bilder werden anschließend auf Cloud-Rechnern analysiert, in Text übersetzt und sofort vorgelesen.“ Auf diese Weise kann die Brille Betroffene sicherer durch den Alltag navigieren, denn zahlreiche Hindernisse werden von einem Blindenstock erst später oder gar nicht registriert, beispielsweise hängende Gegenstände oder Baugerüste. „Mit der Brille werden blinde Menschen rechtzeitig akustisch gewarnt, der Abstand zum Hindernis kann dafür individuell einprogrammiert werden. Im Moment der Warnung erhalten Betroffene per Kopfdruck eine akustische Beschreibung der Umgebung und sind somit besser geschützt.“
Ganz neu ist die Idee einer solchen Brille zwar nicht, allerdings sind die Modelle von namhaften Tech-Konzernen nicht gerade günstig und können keine Abstände zu Hindernissen messen, erklärt Ezzeddine Laourine. Und: „Wir möchten die Bauanleitung für unser Modell in Zukunft prinzipiell jedem Menschen kostenlos zur Verfügung stellen, der sie gebrauchen kann.“ Die Kosten für die einzelnen Komponenten zum Bau der Brille liegen bei einem Bruchteil dessen, was Smart-Brillen derzeit kosten, „und nicht ganz erblindete Menschen können sich beim Optiker sogar noch Gläser einbauen lassen“.
Wer sich für die KI-Brille interessiert, kann sich per E-Mail an Prof. Dr. Ezzeddine Laourine wenden.