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Künstliche Intelligenz: Land fördert zwei Projekte der Hochschule

Mit insgesamt 11,4 Millionen Euro fördert das Landeswirtschaftsministerium die Forschung und Entwicklung von Innovationen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) – darunter auch zwei Verbundforschungsprojekte, die die Informatik-Fakultät der Hochschule Albstadt-Sigmaringen gemeinsam mit Unternehmen aus der Region umsetzt. Bei „KI4Audio“ geht es um die Entwicklung eines KI-basierten Assistenzsystems für die klinische Messung von Hörstörungen; im Projekt „KI-VISOPRO“ wird ein intelligenter virtueller Sensor für cyberphysikalische Systeme entwickelt – konkret für die Automatisierung des Bierbrauprozesses in der hochschuleigenen Mini-Brauerei.

Albstadt/Sigmaringen. Künstliche Intelligenz könne die Wettbewerbsfähigkeit der baden-württembergischen Kernbranchen nachhaltig stärken und gleichzeitig neue Wachstumsfelder erschließen – etwa in der Gesundheitswirtschaft, im IT-Bereich oder bei wissensintensiven Dienstleistungen, sagt Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. „Mit dem breit angelegten Innovationswettbewerb legen wir unseren Fokus klar auf kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups als Motor für Innovationen – auch in enger Zusammenarbeit mit den hervorragenden Forschungseinrichtungen im Land.“

Smarte Sensoren sollen den Brauprozess optimieren

Schon seit Längerem wird in der Informatik-Fakultät in Albstadt Bier gebraut. Die Mini-Brauerei dient Studierenden als praktisches Versuchsfeld, auf dem sie beispielsweise ihre Programmierfähigkeiten verbessern können: Wirtschaftsinformatiker konzipieren und realisieren den kompletten Brauprozess in SAP-Software. Technische Informatiker automatisieren wiederum die Brauvorgänge und steuern den technischen Prozess, der in hohem Maße von Sensoren gestützt wird – diese messen Parameter wie Temperatur, Strom oder Druck. Dieses Szenario bildet die Ausgangssituation für das Forschungsprojekt „KI-VISOPRO“, das die Professoren Dr. Derk Rembold und Dr. Bernd Stauß vonseiten der Hochschule betreuen. „Der Einsatz spezieller Sensoren für die Messung des Würze- beziehungsweise Zuckergehalts ist oft mit hohen Investitionskosten und erheblichem Aufwand verbunden“, sagt Derk Rembold. Darüber hinaus könnten die Messwerte von speziellen Sensoren ungenau sein und so die Prozessqualität beeinträchtigen.

Ziel des Projektes sei daher die Entwicklung smarter und flexibler Sensoren und deren Integration in sogenannte cyber-physical Systems, die Software-Komponenten mit mechanischen und elektronischen Teilen über das Internet verbinden. „Wir erwarten kostengünstige und flexibel einsetzbare Sensoren, die genauere Werte liefern können“, sagt Bernd Stauß. Dies wiederum ermögliche ein zielgerichtetes, automatisierbares und intelligentes Eingreifen in den Ablauf des Brauprozesses und damit letztlich eine Verbesserung von Prozessablauf und Prozessqualität.

Das Forschungsprojekt „KI4Audio“ wird von Prof. Dr. German Nemirovski betreut. Hierbei geht es um die Entwicklung eines KI-basierten Assistenzsystems, das audiometrische Daten interpretiert, um Ärzte und deren Hilfskräfte bei der Durchführung von Hörtests zu unterstützen. „Das System soll fehlerhafte Messungen erkennen und die Messdaten automatisch auswerten, um Diagnosevorschläge und Hinweise zu geben“, sagt German Nemirovski. „Dadurch wird die Qualität der Messung gesteigert und die Belastung der Patienten reduziert.“ Das System werde insbesondere weniger erfahrenen Anwendern helfen, genaue Diagnosen zu stellen, und einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung in der Audiologie leisten. „Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse dazu beitragen, zukünftig effizientere, KI-gestützte audiometrische Verfahren zu entwickeln.“ Konkretes Ergebnis des Projekts werde ein Prototyp sein, der leicht zu bedienen sein soll und über eine offene Schnittstelle in audiologische Softwaresysteme integriert werden kann.   

 

Weiterführende Informationen: Im Projekt „KI4Audio“ sind die Colugo GmbH in Tübingen sowie die Merz Medizintechnik GmbH in Metzingen Kooperationspartner der Hochschule. Im Projekt „KI-VISOPRO“ arbeitet die Hochschule mit der Speidel GmbH in Ofterdingen, der 42 as a Service GmbH in Tübingen sowie der top flow GmbH in Bad Saulgau zusammen.

Die insgesamt 44 vom Land geförderten Projekte decken ein breites Spektrum an KI-Technologien, Branchen und Anwendungsfeldern ab. So werden unter anderem Innovationsvorhaben in den Bereichen Industrie, Dienstleistungswirtschaft, Gesundheit, Mobilität, Handel, Logistik, Energie und Bauwirtschaft gefördert. Insgesamt sind 73 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Baden-Württemberg daran beteiligt. Am Wettbewerb teilnehmen konnten sowohl Einzelunternehmen als auch Projektkonsortien, die aus jeweils mindestens zwei KMU und einer Forschungseinrichtung bestehen.

Die Fördersumme pro Projekt beträgt je nach Umfang des Vorhabens zwischen 110.000 und 420.000 Euro. Zusätzlich zur Landesförderung investieren die KMU weitere 9,1 Millionen Euro. Alle Projekte sollen bis Dezember 2021 abgeschlossen sein.