Nachwuchsingenieur erhält Förderpreis für herausragende Bachelorarbeit
Albstadt/Sigmaringen. Würdigung einer herausragenden Bachelorarbeit: Bülent Gazeloglu ist als einer von zehn Nachwuchsingenieurinnen und -ingenieuren mit dem Förderpreis der Wilhelm-Lorch-Stiftung ausgezeichnet worden. Der 33-Jährige hat an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Textil- und Bekleidungstechnologie studiert und entwickelte bei der Holy Fashion Group für die Männermodelinie der Marke Windsor ein Baukastensystem, mit der die Produktentwicklung digital in 3D-Technologie abgewickelt werden kann. „Kurz gesagt kann man nun aus verschiedenen Modulen per Drag and Drop ein neues Kleidungsstück generieren“, sagt er.
Zunächst habe er die Prozesse in der Produktentwicklung analysiert und anschließend die digitalen Werkzeuge nach dem neuesten Stand der Technik eingebunden. „Dadurch wird man als Unternehmen in diesem Bereich richtig schnell“, sagt Prof. Dr. Christian Kaiser, der Bülent Gazeloglu vonseiten der Hochschule betreut hat. „Man modifiziert beispielsweise am Rechner ein Sakko und kann das Resultat direkt in 3D sehen.“ Noch größeres Potenzial hätten Produkte wie Hemden, Blusen oder T-Shirts: „Damit lassen sich in einem Unternehmen dieser Größenordnung Tausende Muster im Jahr sparen – das ist ein riesiger betriebswirtschaftlicher und ökologischer Hebel.“
Dieser Ansatz überzeigte auch das Kuratorium der Stiftung, das der Bachelorthesis bescheinigt, „eine sehr gute Ingenieurarbeit mit hohem Praxisbezug und großem Nutzen für das Unternehmen“ zu sein. Dieser Nutzen ist sogar so groß, dass die Holy Fashion Group Bülent Gazeloglu gleich fest eingestellt hat. Er arbeitet heute als Digital Product Developer und 3D-Designer bei der Unternehmensgruppe mit Sitz im schweizerischen Kreuzlingen. Neben Windsor gehören auch die Marken Joop und Strellson dazu.
Bülent Gazeloglu möchte noch ein Masterstudium machen
Dass er einmal in der Modebranche arbeiten würde, damit hätte der 33-Jährige bis vor ein paar Jahren allerdings nicht gerechnet. „Da in meinem familiären Umfeld Schneider waren, hatte ich zwar immer Zugang zu Nähmaschinen und Stoffen und habe als Jugendlicher auch angefangen zu nähen“, berichtet er. „Aber beruflich konnte ich mir das vorerst nicht vorstellen.“ Bülent Gazeloglu studierte nach dem Abitur zunächst Wirtschaftsingenieurwesen an einer anderen Hochschule, „und da habe ich mich dann viel mit Mode beschäftigt. Weil ich eher technikaffin bin, hat mich interessiert, wie Kleidung eigentlich konstruiert wird“. Er wechselte nach Albstadt an die Hochschule und hält diese Entscheidung rückwirkend für eine der besten seines Lebens. „Dabei sind mir die theoretischen Klausuren gar nicht so leichtgefallen. Ich hatte mit Prüfungsangst zu kämpfen und konnte dadurch in schriftlichen Prüfungen nicht mein volles Potential abrufen.“ Ganz anders aber bei Praktika und Projektarbeiten: „Hier war er einer der Fittesten, ebenso in meiner Informatik-Vorlesung“, sagt Christian Kaiser. Seine Bachelorthesis sei dann so herausragend gut gewesen, dass er sie für den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis eingereicht habe.
Bülent Gazeloglu freut sich riesig über die Auszeichnung, „aber das ist nicht mein alleiniger Verdienst“, wie er sagt. „Ich habe an der Hochschule eine sehr gute Ausbildung bekommen und wurde von allen Lehrenden und Mitarbeitenden immer sehr unterstützt.“
Obwohl er bereits eine Festanstellung hat, möchte er noch ein Masterstudium dranhängen – am liebsten nebenberuflich. „Ich möchte mich gerne noch weiter entwickeln“, sagt er. „Und im Bereich der digitalen Produktentwicklung liegt noch viel Forschung vor uns. Hier würde ich gerne mitwirken.“
Weiterführende Informationen: Die Wilhelm-Lorch-Stiftung trägt den Namen des 1966 verstorbenen Gründers des Verlags und gleichnamigen Branchenmagazins „TextilWirtschaft“. Jedes Jahr werden Projekte und talentierte Nachwuchskräfte der Textil- und Modebranche in den Kategorien Kreation, Wirtschaft, Technik und Weiterbildung im Handel ausgezeichnet. Das Fördergeld soll die Preisträger in ihrer Aus- und Fortbildung unterstützen.