Projekt gegen Lebensmittelverschwendung im Zollernalbkreis
Albstadt/Sigmaringen. In privaten Haushalten gehen statistisch die meisten Lebensmittel verloren. Um dem entgegenzuwirken, startet im Zollernalbkreis das Pilotprojekt „Smart Food BaWü“: Zum ersten Mal wird versucht, Lebensmittelabfälle in Privathaushalten über einen langen Zeitraum genau zu messen. Wenn dies gelingt, sollen die Erkenntnisse später auf ganz Baden-Württemberg übertragen werden. Für das Pilotprojekt werden Bürgerinnen und Bürger gesucht, die eine Teilnahme über mehrere Monate zusagen können. „Smart FoodBaWü“ ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, der Universität Stuttgart und des Amtes für Umwelt und Abfallwirtschaft Zollernalbkreis.
„Wer mitmachen möchte, wird mit dem entsprechenden Zubehör ausgestattet und von uns betreut“, erklärt Prof. Dr. David Drissner, der das Projekt an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen leitet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Präzisionswaage, die mit einer eigens entwickelten App verbunden werden kann. Hier können sie dann alle Lebensmittel eintragen, die sie entsorgen – beispielsweise, weil sie verdorben sind.
„Lebensmittelverschwendung ist ein drängendes Problem, das wir entlang der gesamten Wertschöpfungskette angehen müssen“, sagte Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, bei der Projektvorstellung im Landratsamt Balingen. Eine bedeutende Rolle komme dabei insbesondere den privaten Haushalten zu: „Im bundesweiten Durchschnitt wirft jede Person jährlich etwa 78 Kilogramm Lebensmittel weg, landesspezifische Zahlen liegen uns bisher nicht vor.“ Mit dem Projekt solle diese Wissenslücke nun geschlossen und wichtige Erkenntnisse über das Abfallaufkommen und die Wegwerfgründe in baden-württembergischen Privathaushalten gesammelt werden. „Auf dieser Basis können wir dann Maßnahmen konzipieren, die zu weniger Lebensmittelabfall führen.“
Das Projekt wird im Zollernalbkreis als Pilotregion durchgeführt. Die Ergebnisse sollen anschließend auf den gesamten Landkreis und ganz Baden-Württemberg hochgerechnet werden. „Jeder kleine Schritt zählt“, sagt David Drissner. Bürgerinnen und Bürger des Zollernalbkreises könnten aktiv die Forschung unterstützen und dabei selbst wertvolle Informationen über das eigene Wegwerfverhalten erhalten. „Darüber hinaus bietet dieses Pilotprojekt unseren Studierenden die Möglichkeit, mit akademischen Partnern und Unternehmen zusammenzuarbeiten und ihre eigenen Ideen zur Lösung praxisorientierter Herausforderungen einzubringen“, erklärt die Rektorin der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Dr. Ingeborg Mühldorfer.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer messen indes nicht nur ihre Lebensmittelabfälle. Sie erhalten über die App unter anderem auch Tipps zu deren Reduzierung, Informationen zu den entstandenen klimarelevanten Emissionen und dazu, wie viel Geld durchs Wegwerfen verloren gegangen ist.
Weiterführende Informationen: Das Projekt zur Lebensmittelabfallmessung im Zollernalbkreis soll dazu beitragen, noch gezieltere und effektivere Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen in privaten Haushalten zu ergreifen. Es ist auf etwa zwei Jahre angelegt. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert das Projekt als Teil seiner Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Wer im Zollernalbkreis lebt und sich an dem Pilotprojekt beteiligen möchte, kann sich hier unkompliziert online bewerben.