Pressemitteilung Referat für Kommunikation und Marketing

Rektorin plädiert beim Talk im Hofgarten für ein durchlässiges Bildungssystem

Unter dem Motto „Denker oder Schaffer – welche Bildung braucht’s Ländle?“ hat der Serviceclub Round Table Sigmaringen zum Talk im Hofgarten eingeladen. Am Ende der Veranstaltung am Samstagabend war klar: Die Region braucht beides – am besten denkende Schaffer und schaffende Denker. Deutlich wurde aber auch: In Zeiten von Fachkräftemangel, Digitalisierung und geburtenschwachen Jahrgängen gibt es keine einfachen Antworten auf komplexe Problemlagen.


Rektorin Ingeborg Mühldorfer setzte sich auf dem Podium dafür ein, das Miteinander zwischen Unternehmen in der Region, Schulen, Berufsschulen und Hochschule zu stärken. Am Ende stand einer ihrer Gedanken wie ein Fazit unter der Diskussion: „Wir müssen miteinander schauen, was wir in der Region brauchen und dafür gezielt werben“, sagte sie. „Wir müssen kreativ sein und gemeinsam etwas entwickeln – nicht jede Gruppe für sich.“


Neben der Rektorin beteiligten sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß, die SPD-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier, Peter Müller, Vorstandsmitglied des Unternehmerverbands Landkreis Sigmaringen, und Landrätin Stefanie Bürkle an der Diskussion. Durch den Abend führte Hendrik Groth, Chefredakteur der „Schwäbischen Zeitung“. Er stellte die These in den Raum, dass „die Treiber der Digitalisierung leider nicht in Deutschland sitzen“, sondern unter anderem in Indien. „Verliert das Land seine Innovationskraft?“


Landrätin Stefanie Bürkle erklärte, „dass wir tatsächlich Gefahr laufen, den Anschluss zu verpassen. Wir sind gewissermaßen wohlstandsgesättigt“. Jeder Sportler, der nicht mehr trainiere, falle zurück und werde Mittelklasse. Peter Müller sagte, „dass der Kuchen immer kleiner wird, das spüren wir. Die Zahl der Bewerber sinkt, es sind einfach zu wenig junge Menschen da.“ Zugleich brauche die Industrie aber auch „keine Mitarbeiter, die irgendetwas auswendig wissen. Sie müssen die Arbeitstechnik beherrschen, Sprachen können, flexibel und ergebnisoffen denken“.


Ingeborg Mühldorfer erklärte, dass „die Digitalisierung alles revolutionieren wird. Das Wissen, das wir nicht nur in diesem Bereich jetzt vermitteln, ist in fünf Jahren veraltet“. Es gehe daher an der Hochschule um die Vermittlung von Kompetenzen. Zugleich sei es aber schwer, beispielsweise im Bereich der technischen Informatik Studienanfänger zu finden, „obwohl sie so dringend gebraucht werden“.  Sie warnte vor Begriffen wie „Akademisierungswahn“. Es sei verständlich, dass junge Menschen Abitur machen wollten und dabei auch von ihren Eltern unterstützt würden, „damit ihnen alle Möglichkeiten offenstehen“. Und: „94 Prozent unserer Absolventen haben unmittelbar nach dem Studium einen Job.“ Doch auch in Handwerksbetrieben greife die Digitalisierung um sich; deshalb mache die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen vor deren Türen nicht halt. „Der Erfolg unserer Weiterbildungsstudiengänge in diesem Bereich zeigt, dass das Bildungssystem unbedingt durchlässig sein muss.“ Ingeborg Mühldorfer betonte, dass das Geschäftsmodell der Hochschule als Hochschule für Angewandte Wissenschaften auch darin bestehe, die enge Kooperation mit Unternehmen zu suchen. „Wir müssen miteinander Lösungen für ein flexibles Bildungssystem suchen.“


Aus dem Plenum heraus ging auch Prof. Dr. Markus Lehmann später auf diesen Punkt ein. „Die Möglichkeiten, auch ohne Abitur ein Studium zu ergreifen, müssen wir bekannter machen“, sagte er. „So weit weg, wie manche vielleicht denken, sind wir mit der Hochschule da oben gar nicht. Da wäre mehr Verbindung möglich.“