Studierende liefern Ideen für drei externe Projektpartner
Albstadt/Sigmaringen. Ideen für ein besseres Marketing, die Optimierung von Läden oder die Einrichtung eines Onlineshops: Studierende der Studiengänge Textil- und Bekleidungstechnologie (TEX, Bachelor) sowie Textil- und Bekleidungsmanagement (TBM, Master) der Hochschule Albstadt-Sigmaringen haben dieses Semester in Zusammenarbeit mit verschiedenen externen Partnern an ökologisch und sozial nachhaltigen Industrieprojekten gearbeitet, deren Ergebnisse zu großen Teilen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.
19 TEX-Studierende setzten sich mit dem Reutlinger Verein „3 Musketiere“ auseinander, der sich in Izmir/Türkei um geflüchtete syrische Frauen kümmert. Für das vereinseigene Label „Boundless“ nähen die Frauen dort für einen fairen Lohn Rucksäcke oder Sweatshirts und schaffen sich auf diese Weise nach teils vielen Jahren der Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit eine Lebensgrundlage.
Die Studierenden verbesserten die vorhandenen Produkte – so kommt nun etwa der Rucksack ohne Leder aus und besteht aus ökologisch einwandfreien Materialien. Außerdem entwarfen sie eine neue Mütze und einen weiteren Rucksack. Zwei weitere Gruppen kümmerten sich um das Marketing sowie die Social-Media-Kanäle des Vereins: „Uns war es wichtig, die soziale und ökologische Nachhaltigkeit des Labels sichtbar zu machen“, sagten die Studierenden bei ihrer Präsentation. Ein weiteres wichtiges Thema war es, die Ausbildung der Frauen zu verstetigen. Dafür erstellte eine Gruppe einen ausführlichen Schulungsplan, der Theorie- und Praxiselemente verknüpft. Um dessen Umsetzung sicherzustellen, schreibt eine Studierende über dieses Thema sogar ihre Bachelorarbeit: „Dafür ist sie drei Monate vor Ort und führt das Schulungssystem ein“, sagt Prof. Sven Gerhards, der die TEX-Projekte betreut hat.
Die Studierenden des zweiten TEX-Industrieprojekts arbeiteten mit dem Hechinger Second-Hand-Laden „Glücksgriff“ zusammen, der von der Caritas getragen wird. Sie gestalteten den Laden um, der nun ein deutlich freundlicheres, helleres und ansprechenderes Erscheinungsbild hat. Sie empfahlen verschiedene Aktionen zur besseren Kundenbindung, veranstalteten eigene Events und machten professionelle Fotoshootings – unter anderem für den von der Projektgruppe neu eröffneten Instagram-Account. Außerdem erstellten die Studierenden ein Ideenbuch mit 19 Nähanleitungen für Upcycling-Produkte, mit denen die Lebensdauer von Textilien noch weiter verlängert werden soll.
„Die Kunden haben den Wandel gespürt und geben uns viele positive Rückmeldungen“, sagt Elmar Schubert, Geschäftsführer des Caritasverbands für das Dekanat Zollern. „Nun müssen wir uns darum kümmern, den Enthusiasmus der Studierenden aufrechtzuerhalten.“
Die TBM-Studierenden wiederum erarbeiteten in ihrem Industrieprojekt vielfältige Marketing- und Produktoptimierungsmaßnahmen für das traditionsreiche Strickunternehmen Hoeschele 1931 aus Neufra mit dem übergeordneten Ziel, dessen Bekanntheit zu erhöhen. Hoeschele ist auf Kleidung aus Merinowolle spezialisiert und unterhält einen Laden im Albgut Münsingen. Betreut wurden die Studierenden von Prof. Marina Baum und Prof. Matthias Kimmerle sowie von den wissenschaftlichen Mitarbeitern Helene Leibinger und Paul-Gerhard Ringwald.
Die Studierenden teilten sich in vier Gruppen auf, die sich jeweils um Marketing, die Location, Produkte und E-Commerce kümmerten. Sie empfahlen dem Unternehmen nach einer Zielgruppenanalyse unter anderem, einen stärkeren Fokus auf Kleidung für Wanderer zu legen. Außerdem erarbeiteten sie eine Bestsellerliste und entwickelten ein digitales System, das die handgeschriebene Order ablösen soll.
Das Team Location beschäftigte sich mit dem Raumkonzept in Münsingen und machte Vorschläge für Optimierungen bei der Beschilderung oder im Verkaufsraum – beispielsweise in Form neuer Beleuchtungs- und Duftkonzepte oder einer attraktiveren Präsentation der Kleidungsstücke. Das Team E-Commerce baute einen zeitgemäßen neuen Online-Shop mit virtuell vernähten Produkten und 3D-Produktfotos auf und gab den Unternehmern Tipps, wie sie die Auffindbarkeit im Internet erhöhen können – beispielsweise durch die Suchmaschinenoptimierung der Homepage.
Alle Projektpartner zeigten sich bei den jeweiligen Abschlusspräsentationen begeistert von der Zusammenarbeit mit den Studierenden. Diese wiederum können sich darüber freuen, dass viele ihrer Ideen bereits in die Tat umgesetzt wurden oder es noch werden. Eine TBM-Studentin fasste es am Ende so zusammen: „Das war extrem lehrreich für uns“, sagte sie. „Wir haben uns an vieles herangetraut, womit wir vor dem Industrieprojekt noch keinerlei Erfahrung hatten.“