Studierende untersucht E-Mobilität im ländlichen Raum
Albstadt/Sigmaringen. Kann sich die Nutzung von Elektroautos im ländlichen Raum flächendeckend durchsetzen, oder eignet sie sich eher zur Lösung urbaner Verkehrsprobleme in großen Städten? Eine Studierende der Hochschule Albstadt-Sigmaringen hat für ihre Bachelorarbeit untersucht, wie die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen im ländlichen Raum gesteigert werden könnte. Vanessa Irion (Studiengang Betriebswirtschaft) befragte für ihre Studie 145 Personen und ging dabei insbesondere der Frage nach, welche Anforderungen Autofahrer im ländlichen Raum an Elektrofahrzeuge haben und wie eine mögliche Nutzung aussehen könnte.
„Menschen im ländlichen Raum wollen vor allem, dass sich die Nutzung eines Elektrofahrzeugs gut in ihren Alltag integrieren lässt“, sagt Vanessa Irion. „Dabei beziehen sie sich in erster Linie auf die Ladeinfrastruktur.“ Außerdem wichtig: Sicherheit und Umweltfreundlichkeit – Aspekte, die bei Stadtbewohnern eine untergeordnete Rolle spielten.
Grundsätzlich würden fast 70 Prozent der Befragten ihr Elektrofahrzeug am liebsten zu Hause laden, andere beliebte Ladeorte sind der Arbeitsplatz oder Orte des täglichen Lebens wie beispielsweise Supermärkte. Prof. Wilfried Funk, der die Studierende gemeinsam mit Erstkorrektor Prof. Dr. Maximilian Wolf betreut hat, erkennt darin einen klaren Trend: „Menschen im ländlichen Raum wollen keine zusätzliche Zeit investieren, um ihr Elektrofahrzeug aufzuladen“, sagt er. Heimische Ladestationen könnten dies gewährleisten und zugleich dem Mangel an öffentlichen Ladestationen entgegenwirken. „Es liegt also auf der Hand, dass beim Ausbau des Ladenetzes nicht nur auf eine möglichst hohe Dichte von Ladepunkten gesetzt werden sollte“, sagt Maximilian Wolf. Vielmehr komme es darauf an, sich beim Ausbau auf die Vereinbarkeit mit den Alltagsaktivitäten der Nutzer zu konzentrieren: „So könnte die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen gesteigert werden.“
Die Untersuchung von Vanessa Irion zeigt außerdem, dass ein Elektrofahrzeug für fast die Hälfte der Befragten als Ersatz des bisherigen Erstwagens mit konventionellem Antrieb interessant wäre, sie einen Neuwagen einem Gebrauchten vorziehen und eher finanzieren oder leasen als kaufen würden. „Viele Menschen im ländlichen Raum können sich auch sehr gut vorstellen, im Alltag verschiedene Verkehrsmittel zu kombinieren“, sagt Vanessa Irion. Voraussetzung sei, dass dabei Kosten und Zeit gespart werden könnten. „Insgesamt hat meine Analyse ergeben, dass Reichweite, Ladedauer und Dichte öffentlicher Ladestationen in keinem konkreten Zusammenhang zur Kauf- beziehungsweise Nutzungsbereitschaft eines Elektrofahrzeugs stehen.“ Als Fazit empfiehlt sie daher ganzheitliche Modelle zur Abdeckung aller Mobilitätsbedürfnisse im ländlichen Raum – beispielweise durch einen Kombitarif, der die Bereitstellung eines Elektrofahrzeugs und weitere Services ebenso umfassen könnte wie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.