Studierende wollen Wirkstoffgehalt von Arzneipflanzen verbessern
Albstadt/Sigmaringen. Wachsen Pflanzen besser, wenn man sie während der Keimung elektrostatisch behandelt? Und verbessert sich bei pharmazeutisch relevanten Arzneipflanzen vielleicht sogar deren Wirkstoffprofil? Diesen Fragen sind Pharmatechnik-Studierende der Hochschule Albstadt-Sigmaringen in einem von ihnen selbst konzipierten studentischen Forschungsprojekt nachgegangen. Sie untersuchten elektrostatisch behandelte und unbehandelte Salbeiblätter und bauten die dafür benötigten Apparaturen teilweise sogar selbst. Unterstützt wurden Giovanni Gentile, Valentin Merker, Vid Banjedvorac und Basel Khokhar mit Geld aus dem hochschuleigenen Programm Start2Research. Darüber bekamen sie auch freien Zugang zu Laboren sowie die fachliche Unterstützung zahlreicher Professoren und Mitarbeiter.
„Wir wollten aus den Salbeiblättern die pharmazeutisch relevante Komponente, das Öl, gewinnen und analysieren“, sagt Valentin Merker. Ziel war es herauszufinden, ob sich die Pflanzen durch die Behandlung der Samen in einem statischen elektrischen Feld verändern – und wenn ja, wie. „In den vergangenen Jahrzehnten gab es im Agrarbereich Studien, die Effekte von elektrischen Feldern auf Samen und Keimlinge zeigen konnten“, sagt Valentin Merker. „Die behandelten Pflanzen zeigten darin beispielsweise eine deutlich verbesserte Wachstumsfähigkeit.“ Für ihn und seine Kommilitonen Grund genug, selbst auf diesem Gebiet zu forschen und als angehende Ingenieure für Pharmatechnik den Fokus auf Arzneipflanzen zu richten, die in der Pharmaindustrie immer noch eine wichtige Rolle spielen.
Studierende bauen Apparaturen in Eigenregie
Giovanni Gentile baute in Eigenregie einen Isolator mit sogenannten Plattenkondensatoren, in dem die Studierenden die Salbeisamen keimen ließen. „Die Stecklinge haben wir dann in einer selbst gebauten Grow-Box unter einer 450-Watt-Lampe wachsen lassen“, berichtet er. „Heraus kam eine Ausbeute von insgesamt 1,6 Kilogramm Salbei aus behandelten und unbehandelten Samen.“
Aus den Salbeiblättern extrahierten die Studierenden Vid Banjedvorac und Basel Khokhar mittels Heißdampfdestillation das Salbeiöl und analysierten die Inhaltsstoffe im Labor für instrumentelle Analytik der Hochschule mithilfe eines Verfahrens zur Stofftrennung – der sogenannten Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GM-MS). „Im Öl der behandelten Salbeipflanzen hatten wir dann tatsächlich einen Peak mehr“, sagt Giovanni Gentile. Heißt: In dem Gemisch tauchte ein Stoff auf, der im Öl der unbehandelten Pflanzen nicht zu finden war.
Die Studierenden sind dankbar, dass sie bei ihrem Forschungsprojekt vom Institut für angewandte Forschung (IAF) der Hochschule unterstützt wurden, bei dem das Förderprogramm Start2Research angesiedelt ist. „Wir wollen die Lust unserer Studierenden am Forschen fördern und sie unterstützen, wo es nur geht“, sagt Dr. Katja Kirschbaum, Leiterin der IAF-Geschäftsstelle. „Das Salbeiprojekt hat perfekt gepasst. Die Studierenden setzten ihre eigenen Ideen um und forschen an den Themen, die sie interessieren.“
Prof. Dr. Dieter Stoll leitet das IAF und hat die Projektarbeit der Studierenden begutachtet. „Ihr Engagement war beachtlich“, sagt er. „Auch wie das Team die Aufgaben aufgeteilt und über einen langen Zeitraum hinweg erfolgreich bearbeitet hat, war sehr beeindruckend!“ Wenn sich das Ergebnis in mehreren Versuchen bestätigen lässt, wäre es natürlich interessant zu klären, welche konkreten biochemischen Prozesse in den Pflanzen durch das elektrostatische Feld beim Keimen verändert wurden.“
Weiterführende Informationen: Studierende mit einer eigenen Forschungsidee können sich jederzeit für das Start2Research-Programm der Hochschule Albstadt-Sigmaringen bewerben. Alle Informationen gibt es hier