Vier Studierende der Hochschule spielen in der Handball-Bundesliga
Albstadt/Sigmaringen. Morgens Training, mittags Hörsaal: Gleich vier Studierende der Hochschule Albstadt-Sigmaringen spielen aktuell beim Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten in der ersten und teils zusätzlich in der zweiten Mannschaft. Mario Ruminsky und Tobias Heinzelmann studieren Maschinenbau in Albstadt, Niklas Diebel studiert Wirtschaftsingenieurwesen und Lars Röller Betriebswirtschaftslehre. Sie alle schaffen den Spagat zwischen täglichen Trainingseinheiten, bundesweiten Spielen und Vorlesungen buchstäblich spielend – auch dank der großen Unterstützung ihrer Fakultäten.
„Die Belastung ist natürlich nicht ohne“, sagt Torwart Mario Ruminsky. „Heute Morgen habe ich zum Beispiel durchs Training eine Vorlesung verpasst, die arbeite ich dann nach.“ Da aber viele Professoren ihre Skripte online stellen und es gute Tutorien gibt, „klappt das selbstständige Lernen ganz gut“. Positiver Nebeneffekt der Corona-Pandemie ist zudem, dass die meisten Lehrveranstaltungen derzeit sowieso digital stattfinden.
Doch allein in der Vorbereitungsphase trainiert die Mannschaft acht- bis zehnmal pro Woche, während der Saison sind es immer noch fünf oder sechs Einheiten – und dann kommen noch die Spiele hinzu. Finden diese auswärts statt, „sind wir schon am Vortag unterwegs. Mit einem Vollzeitstudium lässt sich das häufig schwer vereinbaren“. Ähnliche Erfahrungen machen Lars Röller und Niklas Diebel: „Es ist sicherlich nicht realistisch, das Studium in der Regelstudienzeit schaffen zu wollen“, sagt Niklas Diebel – diesen Anspruch habe er daher auch gar nicht. Der Kreisläufer Tobias Heinzelmann macht obendrein gerade sein Praxissemester in einem Unternehmen. Fürs Training wird der 21-Jährige freigestellt, „aber für die Spiele muss ich teilweise Urlaub in der Firma nehmen“, sagt er.
Trotz dieser Doppelbelastung würden es aber alle vier immer wieder so machen. „Unsere Professoren sind wirklich sehr offen und kooperativ. Sie kommen uns entgegen, wo immer es geht – zum Beispiel, wenn wir einfach mal früher wegmüssen.“ Auch die Kommilitonen seien eine große Hilfe: „Wir haben guten Kontakt und werden von ihnen auf dem Laufenden gehalten.“
Studium und Sport lassen sich in Albstadt optimal verbinden
Zwei der Sportler sind in der Region verwurzelt und spielen bereits seit ihrer Jugend im Verein, die beiden anderen sind eigens für den Handball hergezogen. Tobias Heinzelmann stammt aus Burladingen, Mario Ruminsky aus Weilstetten. Ein Studium in Albstadt war für sie naheliegend, da sie so ihre sportlichen und fachlichen Interessen optimal verbinden können. „Ich habe schon eine handwerkliche Ausbildung, und das Maschinenbaustudium in Albstadt hat einen sehr guten Ruf mit großem Praxisbezug und guten Jobaussichten in der Region“, sagt Mario Ruminsky. Da sei ihm die Entscheidung nicht schwergefallen. Ähnlich erging es seinem Teamkollegen und Kommilitonen: Tobias Heinzelmann war auf dem Technischen Gymnasium in Balingen und ist technikaffin. „Mein Studium an der Hochschule in Albstadt kann ich super mit dem Handball kombinieren.“
Lars Röller ist vom HBW rekrutiert worden und aus Mannheim hergezogen. „Das Studium in Sigmaringen hat sich da für mich angeboten“, sagt er. Niklas Diebel stammt aus Hannover und wollte sich nach einem kurzen Intermezzo an der Universität in Tübingen neu orientieren. „Ich habe auf Marios Tipp hin eine Maschinenbau-Vorlesung besucht und mich dann letztlich für Wirtschaftsingenieurwesen entschieden“, berichtet er. „Das ist für mich ein super Ausgleich zum Sport.“
Studieren ist auch in individueller Teilzeit möglich
Aus Sicht von Maschinenbauprofessor Prof. Dr. Vincenzo Forcillo funktioniert der Balanceakt hervorragend. „Wir tun alles, um den Studierenden trotz anderer Verpflichtungen ein Studium zu ermöglichen.“ Bei Mario Ruminsky und Tobias Heinzelmann sei es die Sportkarriere. „Es gibt aber auch Fälle, in denen Studierende berufstätig sind, familiäre Verpflichtungen oder eine ernste Krankheit haben.“ In diesen Fällen bietet die Hochschule Albstadt-Sigmaringen grundsätzlich ein Studium in individueller Teilzeit an, das genau auf die zeitlichen Möglichkeiten der Studierenden zugeschnitten ist.
Die Vereinbarkeit von Studium und Beruf oder privaten Verpflichtungen gewinnt zunehmend an Bedeutung. „Mit dem berufsbegleitenden Teilzeitstudium können auch Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung eine Weiterqualifikation, eine berufliche Neuorientierung oder einen neuen Input für die tägliche Arbeit bekommen“, sagt Vincenzo Forcillo. Die Vorteile gegenüber einem Fernstudium liegen für ihn klar auf der Hand: „Lokale Ansprechpartner und Labore erleichtern das Studium“, sagt er. Zudem seien viele Studierende der Region verbunden.
Das Teilzeitstudium ist ein Angebot, das auch Mario Ruminsky inzwischen angenommen hat. Denn, wer weiß: Vielleicht spielen er und seine Teamkollegen ja irgendwann sogar in der Handball-Nationalmannschaft, was die sportlichen und zeitlichen Belastungen sicherlich nicht reduzieren würde. „Davon träumt natürlich jeder“, sagt Mario Ruminsky. Und aufmerksam beobachtet werden die vier in der Bundesliga auf jeden Fall.