Wie regionale Produkte besser vermarktet werden können
Albstadt/Sigmaringen. Regional ist das neue Bio: Zu diesem Ergebnis kam im vergangenen Jahr eine Studie, die die Hochschule Albstadt-Sigmaringen gemeinsam mit der Ostschweizer Fachhochschule (OST) in der Bodenseeregion durchgeführt hat. „Regional“ hat bei der Mehrzahl der Befragten demnach ein positiveres Image als „Bio“, das viele wegen seiner inflationären Verwendung nicht mehr für glaubwürdig halten. Nun haben die Forscherinnen und Forscher Handlungsempfehlungen für die bessere Vermarktung regionaler Produkte veröffentlicht.
Es stellte sich heraus, dass der Supermarkt für die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher mit Abstand die bevorzugte Einkaufsstätte ist. „Daraus können wir ableiten, dass dort eine Positionierung regionaler Angebote besonders erfolgversprechend ist“, sagt Andrea Maier-Nöth. Als Regallösung empfehlen die Wissenschaftler:innen einen eigens gekennzeichneten Bereich innerhalb der Produktkategorie: „Die Sonderstellung regionaler Produkte sollte der Vergangenheit angehören und diese Produkte mehr in den Einkaufsalltag integriert werden.“
Generell unterscheide sich „regional“ aber kaum von anderen Produkten, wenn es um harte Entscheidungsfaktoren geht, berichtet Andrea Maier-Nöth. So habe schon eine Preisänderung um fünf Prozent einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Kaufentscheidung als beispielsweise eine Bio-Zertifizierung. Verstärkt werde dieses Problem dadurch, dass sich die Mehrheit der Befragten maximal mittelmäßig oder nur schlecht über regionale Produkte informiert fühle. „Die Informationen sollten daher direkt am Point of Sale, also zusätzlich am Regal zur Verfügung gestellt werden.“
Das Forscherteam rät Supermärkten dazu, die Regionalvermarktung durch Kooperationen mit entsprechenden Anbietern zu stärken, da so mehr regionale Produkte aus der Bodenseeregion im Supermarkt platziert werden könnten. „Das erfordert einen regelmäßigen Austausch und die enge Zusammenarbeit zwischen Verbrauchern, Erzeugern und Einzelhändlern“, sagt Andrea Maier-Nöth. Informationen auf der Verpackung könnten mit Slogans wie „Jetzt die heimische Wirtschaft unterstützen“ oder „Bauern aus der Bodenseeregion unterstützen“ emotional aufgeladen werden. „Wir wissen, dass auch gezieltes Storytelling sehr gut ankommt – allerdings sollten Verbraucher nicht mit Informationen überflutet werden.“ Dies hätten die Konsumenteninterviews klar ergeben: „Der Verbraucher wünscht sich eine ehrliche, einfache und verständliche Kommunikation.“
Auch die Möglichkeiten für Discounter nehmen die Wissenschaftler:innen in den Blick: „Natürlich haben auch Menschen mit kleinerem Geldbeutel Interesse an regionalen Produkten“, sagt Andrea Maier-Nöth. „Im Discounter könnten zum Beispiel günstigere Alternativen, wie Ernteüberschüsse aus der Landwirtschaft, zu einem Sonderpreis angeboten werden.“
Weiterführende Informationen: Das Projekt RegIdent wurde von der Internationalen Bodenseehochschule (IBH) finanziert. Die IBH fördert und organisiert die Zusammenarbeit der Hochschulen in der Vierländerregion Bodensee. Mit Partnern aus der Praxis arbeiten sie gemeinsam und grenzübergreifend an innovativen Lösungen für die Region.